Story of my life #36

Denjenigen, die die Jugendburg nicht kennen, möchte ich erst einmal kurz erklären, was da überhaupt los ist. Die mittelalterliche Burg wird vom Bistum Münster als Jugendbildungsstätte genutzt, so dass Schulen und Vereine hier Exerzitien oder „Tage religiöser Orientierung“ erleben können. Hierfür steht ein speziell geschultes (TZI) Pädagogenteam bereit, dass sich in erster Linie aus Studenten und Pädagogen aus dem Umfeld der Münsteraner Hochschulen rekrutiert. Mir haben diese Veranstaltungen immer gut gefallen, wenn wir sie als bischöfliches Gymnasium wiederkehrend dort abhielten. Zunächst verpflichtend im Klassenverband und in der Oberstufe dann freiwillig kehrte man hier in eines der Bettenhäuser ein und bezog mit Klassenkameraden, natürlich geschlechtergetrennt, Mehrbettzimmer. Die Tage wurden dann tagsüber genutzt, um sich unter Anleitung mit der Klassengemeinschaft oder sich selbst auseinanderzusetzen. Abends wurde dann gefeiert.

Auf der Jugendburg kommen zudem Orchester oder Tanzgruppen und auch Vereine zusammen, um Workshops abzuhalten. Außerdem nutzten die einzelnen Verbände der Diözese Münster (KSB, KJG,KLJB) diese Einrichtung. Das jährliche Burgfest der KJG stellt dabei einen Jahreshöhepunkt dar, weil hierfür die gesamte Burg genutzt wird und mit den Mitgliedern unterschiedlichen Alters viele Aktionen laufen. Die Burg selbst stellt dafür neben den Schlafhäusern unterschiedliche Räume zur Verfügung, die, je nach Ausstattung, für die entsprechenden Vorhaben genutzt werden können. Die Mahlzeiten werden gemeinschaftlich im Gewölbekeller, der als Speissesaal ausgebaut ist, eingenommen.

Damit wären wir beim zweiten Dienst, der einen Zivi in der Burg erwartete. Küchendienst. Hier herrschte je nach Küchentruppe meist gute Laune und man machte sich mit den zu erledigenden Aufgaben nicht wirklich kaputt. Für das Frühstück und das Abendessen wurden die Schalen und Platten mit Aufschnitt, Brot, Butter und Marmelade vorbereitet. Nach den Mahlzeiten wurde das Geschirr in die Spülmaschine gestellt und wieder einsortiert in Tellerwagen und Besteckkästen.

Zu jeder Mahlzeit gehörte das Eindecken der Tische mit Geschirr und das war eigentlich die Hauptaufgabe. Ich zog nacheinander Teller- und Servierwagen über die Fliesen des Kellers (der bei einem Starken Unwetter vor ein paar Jahren komplett absoff, wir erinnern uns, die Jugendburg ist eine Wasserburg) und verteilte nach Plan für die unterschiedlichen Gruppen von Gästen die passende Anzahl von Gedecken. Dabei versüßte ich mir diese Aufgabe damit, dass ich über die Beschallungsanlage des Kellers Kassetten abspielte. Über diese Anlage hörte ich eigentlich wiederkehrend immer nur zwei Kassetten. Zum einen die aus #5 bereits bekannte „101“ von Depeche Mode und eine mir schwer ans Herz gehende Platte von Heather Nova namens „Oyster“. Über die Single „Walk This World“, deren Video ich bei MTV sah, kam ich zu der Bermuderin, die mit ihren Texten bei mir auf offene Ohren stieß und das Ganze in sehr liebevoll arrangierte Singer/Songwriter Musik bettete. Es drehte sich alles um, ja was wohl, das große L-Wort, mal verzweifelt deprimiert, mal hoffnungsvoll beschwingt und dann wieder todtraurig enttäuscht. Man suche sich das passende zur herrschenden Situation aus. Meine Wahl fällt auf „Throwing Fire At The Sun“, zu dem sich in meinem Kopf das Klappern von Geschirr auf Melaninbeschichteten Tischen gesellt.

Heather Nova – Throwing Fire At The Sun