Granduetta

Was kann jemand wollen, der schon eine SB285 sein Eigen nennt? Jawohl, eine Granduetta…..

Vor drei Jahren habe ich Jörg bei der Arbeit kennengelernt. Nachdem sich herausstellte, dass er dem gleichen Fußballverein huldigt wie meiner einer quatschten wir auch bald über andere Hobbies und es stellte sich heraus, dass Jörg in seinem Leben schon so manchen Taler in HiFi-Equipment investiert hatte. Transrotor inklusive Plattensammlung, CD Sammlung, Marantz, Rotel, Nakamichi etc. pp… Wir hatten ein Thema gefunden, dass immer wieder für prächtige Abwechslung vom Job taugte.
Seit geraumer Zeit besaß er nun ein Paar Tannoy Trümmer, die er nicht mehr so super fand, dass er zufrieden im Sofa sitzend den Coaxen beim Altern zuschauen wollte. Er plante sich Canton Reference zu kaufen. Da musste ich lauthals protestieren und ihn zu einer kurzen Lauschung bei Udo überreden. Gesagt getan und so saßen wir bei Udo und es liefen die High Jacks (Breitbänder im ACL-Gehäuse), die schon mal richtig für große Ohren sorgten. Nachdem wir einen kurzen Abstecher zur Little Prinzess tätigten („schön aber zu dünn/klein“) schlossen wir die Duettas an und der Herr war aus dem Häuschen. Wenn…. dann die! In schwarzem Klavierlack…. Prost Mahlzeit!

So vergingen ein paar Wochen, in denen ich herausgefunden habe, dass Klavierlackfinisch unbezahlbar ist und, wenn man keinen Autolackiererfreund hat, auch die Kosten für äquivalente Lackfinishs den Rahmen meines Selbstbauethos sprengen. Jörg verkaufte die Tannoy und kaufte sich erst mal die Reference DC 2.2 und baute mit mir zusammen ein Pärchen SB12ACL für seinen Keller, denen er fortan mit SMSL SA50 (Chinaverstärker mit TDA 7492 Chip) begeistert zuhörte. Ein paar Monate später ergab es sich, dass ich mich mit dem Plan der SB285 auseinandersetzte und dass er diese dann haben wollte ist eine alte Geschichte.In der Zwischenzeit baute ein gewisser Martin S. aus E. ein paar Granduettas, deren Hörvergleich mit der SB285 im Hause Schulz damals dieses Bild entstehen ließ:

Da war er wieder, der Wahnsinn in ihm. Groß, größer, Granduetta! Jaaaaa. Die will ich auch irgendwann haben. Ich verneinte, da ich mit der SB285 (1,40×0,30×0,40) schon meine Handlingprobleme hatte
„Irgendwann“ war dann im letzten Oktober erreicht. „Lass uns das Granduettaprojekt angehen!“ Die Rückenschmerzen und Flüche beim Bau der SB285 waren irgendwie vergessen, wie die Geburtsschmerzen bei der Entscheidung zum zweiten Kind. OK … ab dafür.
Der Plan war schnell gefasst, ein paar Entwürfe gezeichnet, aber am Ende entschieden wir uns für die Form a la Schulz. Mit der Holzliste ging es dann zum Baumarkt und auf dem Einkaufswagen sah das Ganze noch sehr handlich aus:

Im Gartenhaus wurde dann die Werkbank freigeräumt und alsbald die ersten Bretter zusammengeklebt und mit Schrauben fixiert. 90° Winkelklemmen haben dabei erstaunlich gut geholfen. Die Verschraubung konnte ich deshalb vorsehen, da ich der Oberfläche und der stumpf verleimten Kanten wegen, die Box wie immer noch mit 3 mm MDF beplanken wollte.

Leider ließen die Temperaturen zu wünschen übrig, so dass die Leimtrocknung durch eine Heizung unterstützt werden musste, damit die vorgeschriebenen 5° Lufttemperatur zum Abbinden des Leims nicht unterschritten wurden. Ein paar Abende später waren die Rohgehäuse dann geklebt und ich konnte die Fronten von Udo abholen.

Leider bekommt Udo nur 120 cm lange Platten auf den Frästisch, so dass ich unten noch 20 cm anflicken und beiarbeiten musste (erst mit Moltospachtel -> Mist, dann mit 2-Kompnenten -Spachtel -> ? ) Zügig waren die Kisten verschlossen aber mussten dann erst mal den Winter über im Häuschen stehen bleiben, weil hier zum Beplanken kein Platz ist und ich dass unter freiem Himmel machen wollte.

Es kamen dann im März die ersten schöneren trockenen Tage, an denen ich dann gleichzeitig auch noch Zeit hatte und so konnte es mit dem Beplanken weitergehen. Beim ersten Anheben der Trümmer für den Transport aus dem Gartenhaus auf die Terrasse wurde mir dann stante pede bewusst, was ich mir da aufgehalst hatte. Die Kisten waren dermaßen unhandlich und schwer, ich hätte am liebsten alles hingeschmissen. Meine Arme waren nicht in der Lage die Kisten zu umschließen, eine Sackkarre habe ich nicht (hätte ich mir aber kaufen sollen !!!) und quer tragen ging nicht, weil ich so nicht durch die Tür passte. Im Schweiße meines Angesichts mit Hohlkreuz und im Trippelschritt trug ich die Kisten auf die Terrasse, wo sie dann beplankt werden konnte. Gleichzeitig noch die Hochtönerkammer verschließen durfte nicht vergessen werden. Dieses Prozeder wurde 3 mal wiederholt, bis alles beklebt und ich fertig mit den Nerven war.
     

Nach dem Bündigfräsen wurden die Kisten dann noch glattgeschliffen mit 180er Papier und die Kanten mit 5 mm Rundung versehen und jeweils vier Löcher für die Bi-Amping Polklemmen vorgebohrt. Dann ging es ab zum Lackieren. Die Kisten passten so grade liegend in meinen Kombi….

In der Zwischenzeit konnte ich mich um den Aufbau der Weiche kümmern, was mit den neuen Janzen Bauteilen eine wahre Freude ist, da die Anschlussdrähte der Bauteile, insbesondere der Spulen erheblich länger sind als früher bei IT.

Einige Zeit später war der Lackierer mit den Kisten fertig und schickte mir ein hübsches Foto von den Leergehäusen:

Es fehlte nur noch die „Hochzeit“. Am folgenden Samstag wurde diese anberaumt und ich holte mit den Chassis (einer Menge Chassis ? ), den fertigen Weichen und dem nötigen Equipment beladen,  zunächst beim Lackierer ab und fuhr dann am nächsten Morgen zu Jörg. wurde mit leckerem Kaffee empfangen und habe dann die Granduettas fertiggestellt, nicht ohne mir alle 2 Minuten die Stirn mit einem Handtuch abzutupfen.

Nach etwa 3,5 Stunden war dann der Einbau erledigt und die Granduettas durften die Cantons von ihrem Platz verbannen.

Seither bekomme ich regelmäßig Jubelnachrichten geschickt, da Jörg und seine Lebensgefährtin mit dem Ergebnis höchst zufrieden sind.