Story of my life #26

Ich erinnere mich an eine Zugfahrt nach Coesfeld, wo ich mich, gerade für den Metal richtig entflammt, ordentlich lustig gemacht habe über nagelarmbandtragende Wahnsinnige, deren Metal nicht zum Aushalten sei. Diese Einstellung musste ich in den kommenden Jahren erheblich revidieren, denn kaum eine Band im extremen Metal ist so einzigartig charismatisch und treffsicher schädelspaltend (ich hätte Rock Hard Redakteur werden sollen!!! ? ) wie SLAYER!


Bei der ersten ernst zunehmenden Begegnung war ich noch recht zwiegespalten. Im Horten in Münster gab es eine Musikabteilung mit von der Decke hängenden Kopfhörern, die jeweils ein Album in Dauerrotation abspielten. Da war 1990 auch die „Seasons in the Abyss“ dabei, bei der ich ein Ohr riskierte und nicht weit über „War Ensemble“ hinauskam. Da stehst du als 15-jähriger und bist erst mal ordentlich überfahren von der puren Energie und dem Geballer, dass einem da erwartet. Deshalb durfte die Scheibe auch bleiben, wo sie war … im Laden. Jahre später und mittlerweile durch anderen Krawall (siehe #12) „abgehärtet“ öffnete sich das Tor für die Truppe Araya, Hannemann (R.I.P.), King und Lombardo und das sperrangelweit. Slayer sind DIE Institution und es gibt nach meiner bescheidenen Meinung kein Lied, dass den Willen zum Headbanging besser befeuert, als Raining Blood. Wenn hier nach dem monumentalen Regegeplätscher die Hölle losbricht, geht es gar nicht anders, als seinen Kopf zu schütteln.

So auch auf einer legendären Pajero – Fahrt durch Coesfeld. Vollbesetzt mit den Boys (wer wissen will, wer sie waren, nehme die Abizeitung 1995 zur Hand) und mir, lief im Autoradio die „Reign in Blood“, die von vielen Musikjournalisten bereits wiederholt zur härtesten Metalplatte aller Zeiten gekührt worden war (als ob das wichtig wäre…). Wir kamen auf dem Fabrik Parkplatz an und standen in einer riesen Pfütze und beim Finale der Platte moshten wir die Resonanzfrequenz des Mitsubishi herausfordernd wie besessen los. Was für ein Heidenspass. Die Kiste wackelte gehörig und wir waren in bester Laune für den Rest des Abends.

Dieser Kampfkoloss von einem Auto, der Pajero, war dann kurze Zeit später auch Schauplatz eines skurrilen Unfalls. Ob wir damals auch Slayer hörten, weiß ich nicht mehr, aber die Fahrt in der Freistunde, vollbesetzt zum Coesfelder Dönerladen, endete damit, dass der Fahrer diesen, als er einem entgegenkommenden LKW ausweichen musste, nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und mit der Stahlstoßstange, die in diesem Fall den Namen zurecht trägt, einen parkenden Fiesta einen halben Meter einkürzte. Selten habe ich das Naturgesetz der Energieerhaltung eindrucksvoller erlebt. Der Soldat, der auf dem gegenüberliegenden Gehweg wartend just in diesem Moment diesen Fiesta besteigen wollte, um seinen Dienst für das Vaterland anzutreten, fiel die Kinnlade herunter, als er den Aufprall auf sein Fahrzeug sah. Sein Auto Schrott, am Pajero nix zu sehen (die Stoßstange war wohl leicht verzogen…).

Also, dem Panzer, dem Soldaten, und dem Teufel zu Ehren:

Slayer – Raining Blood