Story of my life #29

1995 gab es noch keine Handys und deshalb musste man sich auf Verabredungen verlassen können. Mike und ich hatten eine Verabredung in Avignon. Tobias und Ansgar waren schon vorgefahren in den Süden, da sie keine weiteren Verpflichtungen hatten. Mike und ich konnten, wie gesagt, erst am Freitagnachmittag los. Wir hatten uns dazu entschieden die Zonen Benelux/Frankreich/Spanien zu buchen, die wir für etwa 500 Mark für 6 Wochen bereisen durften, in Regionalzügen oder, wenn man die Zuschläge extra berappte, auch Fernzüge. Da wir die Zone Deutschland/Schweiz/Österreich der Kosten wegen nicht mitbuchten, mussten wir uns nach Enschede bringen lassen, um in die Zone zu kommen, für die wir ein gültiges Ticket besaßen. Mike und ich hatten direkt eine lange Tour vor uns. Mit gefühlten 20 Kilo Gepäck auf dem Rücken bestiegen wir zunächst einen Bummelzug von Enschede nach Amsterdam, um dann von dort mit einem direkten Nachtzug nach Avignon zu fahren, wo wir für Samstag auf dem Campingplatz du Pont d‘Avignon (?) verabredet waren. Nachts fahren hat bei Interrail den Vorteil, dass man als nicht mit üppiger Barschaft ausgestatteter Ex-Schüler eine Übernachtung im Hostel etc. spart und die lange Zugfahrt mit Schlafen zubringen kann. Die paar Mark Zuschlag für den Liegewagen nimmt man da gern in Kauf. Ich war wie bereits erwähnt vom Vorabend noch ein wenig gerädert und so schlief es sich nach dem Genuss zweier Granaten recht gut. Erholsam war der Schlaf aber wohl nicht besonders, denn die Ankunft in Avignon habe ich etwas vernebelt in Erinnerung. Jetzt hieß es den Campingplatz anzusteuern. Flugs auf den ausliegenden Stadtplan geschaut und losgelaufen. Es war, dem Herrn sei‘s gedankt, sehr früh am morgen und so blieben wir zumindest von der provenzalischen Sommerhitze vorerst verschont und mühten uns allein mit unseren Rucksäcken ab. Eine gute Stunde später querten wir die Rhone und rückten auf dem Campingplatz ein, wo uns Tobias bereits entgegenkam. Wer braucht da Handys?

Avignon besitzt eine sehenswerte Altstadt und eine berühmte Brücke. Zur Zeit unserer Ankunft war gerade das alljährliche Festival d’Avignon vorbei und somit die Stadt nicht mehr so stark besucht, wie in den Wochen zuvor. So war der abendliche Ausflug in die Altstadt eine ruhige Angelegenheit. Bis auf die Portraitmahler, die es insbesondere auf ein mitgereistes Schumacherkinn abgesehen hatten, ist mir nichts sonderlich im Gedächtnis geblieben. Das ändert sich aber abrupt mit dem Tag der Abreise.
Wir hatten auf dem Campingplatz ein Düsseldorfer Pärchen kennengelernt, mit denen wir zunächst die Zeit in Avignon verbrachten und die ebenfalls interrailten. Unser Plan für die Weiterfahrt sah vor, weiter nach Spanien zu tingeln und so sollten sich unsere Wege dann erstmal trennen. Erstmal deshalb, weil wir uns lose für etwa 10 Tage später in Seignosse an der französischen Atlantikküste verabredeten. Wie gesagt ohne Handy. Wir bestiegen dann im Bahnhof einen Zug Richtung Portbou, der Grenzstatt, wo man wegen dem Wechsel der Spurbreite in Spanien zwangsläufig umsteigen muss. Soll heißen, wir glaubten einen Zug Richtung Portbou bestiegen zu haben. Das stimmte leider nur halb. Ich hatte ja Französisch in der 9. und 10. gehabt, aber zur korrekten Interpretation der Beschilderung und der Durchsagen langte es offensichtlich nicht, wie uns in dem Moment bewusst wurde, wo nur der halbe Zug Richtung Portbou lostuckerte und zwar die Hälfte, in der wir nicht saßen. Unsere Hälfte verließ Avignon gen Arles. Shit happens! Wir konnten darüber lachen und machten halt einen Zwischenstopp….

Kurz vor dem Start unserer Tour d’Europe hatte ich, meinen baldigen Auszug von zu Hause im Blick, einige CD’s nachgekauft, die im Haushalt Maiwald zwar im anderen Kinderzimmer schon vorhanden waren, die ich aber im Original nicht missen wollte. Eine davon war das zweite Album der Smashing Pumpkins – Siamese Dreams. Die Düsseldorfer Neubekanntschaften waren von der Kapelle ebenfalls schwer angetan – ich werde Jahre später mit ihnen das Abschiedskonzert in der Oberhausener König Pilsener Arena besuchen – und so passt hier der folgende Putenparka – Generator vortrefflich hin!

The Smashing Pumpkins – Disarm