Story of my life #31

Barcelonaaaaa!!!!! Ich liebe diese Stadt. Nachdem wir bereits zur Oberstufenfahrt diese Stadt besucht hatten, legten wir auf unserem weiteren Weg hier einen Tag Sightseeing ein, eben weil die Stadt großartig ist und auch, weil wir noch gar nicht so genau wussten wohin es weiter gehen sollte. Zu Diskussion stand zunächst Portugal. Die Fahrt dahin durch ganz Spanien wäre mit einem Besuch in Madrid verbunden gewesen. Warum wir diesen Plan nicht weiter verfolgten, ist mir schleierhaft, aber vielleicht war das auch der Grund dafür, dass wir in Barcelona die einzige Verstimmung innerhalb der Reisegruppe hatten, die einen halben Tag andauerte, in der 25% der Gruppe allein die Stadt durchstreifte. Am Abend, als wir uns am verabredeten Treffpunkt Joan Miró Park zusammenfanden war dann alles wieder vergessen, aber auch Portugal vom Tisch und wir lösten ein Ticket im Liegewagen nach Granada. Nach drei Estrella und einigen hübschen Ausblicken auf die Costa Brava wurden die Fenster verdunkelt und selig geschlafen (wir erinnern uns, die vorherige Nacht war kaum an Schlaf zu denken gewesen). Als wir am nächsten Morgen das Rollo wieder hochschoben, war die Überraschung groß. Wir hatte gefühlte 2 Klimazonen in dieser Nacht hinter uns gelassen, die grüne Küstenlandschaft noch im Gedächtnis, erblickte das Auge dürre so weit das Auge reichte. Ein krasser Unterschied, der sich bei der Ankunft in Granada dann auch in den dort herrschenden Temperaturen wiederspiegelte. Unfassbare weit über 40 ° Celsius schlugen uns entgegen.

Von den Temperaturen waren wir ebenso beeindruckt, wie die älteren Damen vor dem Bahnhof von uns. Da wir alle die 1,90 überragten (und auch noch immer überragen), hielt man uns wohl für eine Art Basketballmannschaft. Man wollte Fotos mit uns… Sachen gibt’s. Wir überlegten kurz, ob wir bei den Temperaturen Geld sparen und im Freien übernachten sollten, verwarfen diese Idee jedoch und entschlossen uns für ein Hostel (ein Wort, dass seit Eli Roth überschätzten Torture Porn-Streifen irgendwie einen Subtext bekommen hat). Der freundliche Herbergswirt teilte uns, oder vielmehr dem spanischsprechenden Teil des Gefolges, mit, dass wir beachten sollten, dass man beabsichtige am Abend das Wasser abzustellen. Wir, nicht dumm, ließen also direkt eine Badewanne volllaufen, um am Abend genug für Körperhygiene und Bierkühlung zur Verfügung zu haben und blickten erstaunt auf tiefblaues Leitungswasser. Mit Chlor wird hier nicht gegeizt!

Die erste Erkundungstour führte uns dann durch die wirklich schöne Stadt. Auf unserem Weg hangelten wir uns von Getränkeautomat zu Getränkeautomat und ließen uns zur Siesta auf einem Platz unterhalb der Alhambra nieder und warfen eine gefühlte Stunde bei 45° C im Schatten Kiesel auf die leeren Cola-Dosen und beobachteten Katzen, die auf Pfotenspitzen über den Asphalt eilten, der, der Sonneneinstrahlung sei’s gedankt, die 45° wohl noch weit übertraf. Im Glauben, dass nach der Siesta das Leben im Glutofen wieder aufgenommen wird, suchten wir zur weiteren Verpflegung einen Supermarkt und mussten feststellen, dass wir uns im Wochentag geirrt hatten. Es war Samstag und nicht Freitag, wie angenommen. Alles blieb geschlossen. So kann man die Zeit vergessen.

Wir haben natürlich die Alhambra besucht, die wirklich sehenswert ist. Im Eingangsbereich der maurischen Burg stand ein Wasserspender, dessen Wasser wir nach kurzer Kostprobe als eben jenes antiseptische Leitungswasser identifizierten und als ungenießbar einstuften. Die leicht adipöse amerikanische Familie, die mit uns den Platz betrat, labte sich zu unserer Belustigung nach dem Hinweis des Vaters „It Tastes well (good?)“ mit Genuss allesamt an dem blauen Zeug. Außerdem besuchten wir per Bus die Sierra Nevada, in der 1995 die Ski Weltmeisterschaften hätten stattfinden sollen, wegen Schneemangel aber im vorherigen Winter abgesagt wurden. Die Busfahrt war hier das Erlebnis, da beim Einparken der Busfahrer sich wohl einen kleinen Scherz erlaubte und den Bus recht lange ungebremst rückwärts rollen ließ, bis das Heck über einem Abgrund und unser Herz in der Hose hing! Ansonsten war die Sierra Nevada eher unspannend. Wir ließen den Blick an dem Gipfel, wo wir waren etwas schweifen, hatten ja wegen der fehlenden Einkaufsmöglichkeit am Vortag nix zu Essen dabei und stiefelten in das nächste Touristendorf, das eher für Skifahrer als für Sommertouristen gedacht war und bestiegen da den Bus zurück.

Wieder in Granada holten wir das Gepäck im Hostel ab, dass wir auf Bitten der spanischsprachigen Reiseleitung im Hostel lassen durften. Nach mühsamer, akribischer Langenscheid (Lilliputformat) Lektüre schaffte er sich die Frage „Können wir das Gepäck bis heute Abend hier lassen?“ auswendig drauf, nur um die kurze Antwort „No!“ zu bekommen. Mit „No!“ meinte der aber, dass das Gepäck nicht auf dem Zimmer bleiben konnte und verwies nach ziemlich langer Zeit des Schweigens und richtigem Interpretieren unserer ratlosen, verzweifelten Blicke uns in einen Nebenraum, wo das Gepäck bleiben durfte. Den Satz hat er auf jeden Fall bis heute nicht vergessen!

Abends nahmen wir den Zug nach Madrid und steuerten kulturinteressiert, wie wir Abiturienten waren, direkt den Prado an und abermals spielte uns der Kalender oder unser Unwissen über ihn, einen Streich. „Lunes cerrado“ stand da. Tja, und lunes war es nun mal. So blieb von Madridbesuch eigentlich nix über, als das Umsteigen Richtung Frankreichs Atlantikküste. tbc

Über 120 Minutes, jener Sendung für Indie und Alternative Music auf MTV entwickelte ich eine kleine Schwäche für weiblichen Gesang. Den Anstoß gaben dazu neben Björk Belly, die 1993 mit ihrem Album Star und dem Song „Feed The Tree“ dafür irgendwie der Auslöser waren. Es folgten Bands wie die Breeders, deren „Cannonball“ auch auf Partys gern gespielt wurde, Elastica, die leicht angeschrägten Punk spielten, Heather Nova, die auf ihren ersten beiden Alben noch sehr entrückten Folkpop spielte und Godstars „Sleeper“ aus dem Lemonheadsumfeld. Aber die innigste Verbindung baute ich zu Belly auf, vielleicht auch deswegen, weil ich damit ziemlich alleine war und die Begeisterung dafür somit exklusiv. Die leicht betörende, melancholische Stimmung der Lieder beschreibt recht schön meine Grundstimmung auch auf Interrail, aber vielleicht kann auch ich das nur selbst so empfinden.

Belly – Angel