Story of my life #32

Wir sind verabredet. In Frankreich, in Seignosse am Atlantik auf dem Camping XYZ am Montag den soundsovielten. Ich finde die französische Atlantikküste herrlich. Sandstrand so weit das Auge reicht, Immer eine leichte Brise vom Atlantik, Pinienwälder für Schatten… Da lässt es sich aushalten.

Madrid hinter uns und das Meer vor uns tingelten wir wieder gemütlich Richtung Grenze Spanien/Frankreich, um erneut die Spur zu wechseln, jetzt in Irun. Wie wir die letzten gut 10 Kilometer nach Seignosse anreisten ist mir entfallen. Seignosse selbst hat keinen Bahnhof, aber es kann durchaus sein, das wir einen guten Teil der Strecke per pedes durch gefühlte 40 Grad im Schatten (den es entlang des Weges nicht gab) beladen wie ein Muli zurücklegten, weil ich mich nämlich noch gut an eine ordentliche Dehydration erinnere, die das Schild am Campingplatz mit der Aufschrift „Tente Complète“, wie einen Alptraum im Fieberwahn erscheinen ließ. Da auch keiner der Verantwortlichen Platzwarte uns bestätigen wollte, dass das düsseldorfer Duo, mit dem wir verabredet waren, auf dem Platz weilte, wir aber auch einen Tag zu früh waren, standen, lagen und saßen wir nun vor den für uns verschlossenen Toren des places de la camping und guckten ratlos aus der Wäsche! 
In diese Tristesse hinein platzte ein fröhliches „Hallo, da seid ihr ja!“ Ich glaub‘ ich hör‘ nicht recht! Da kommen die beiden Vermissten gut gelaunt, Hand in Hand und wie aus dem Ei gepellt ohne Gepäck um die Ecke geschlendert. „Wir wollten mal gucken, ob ihr schon da seid …“ So wendete sich dieser Tag doch noch zum Guten. Die beiden waren tags zuvor schon angekommen und hatten das gleiche Problem (geschlossen, weil voll). Als kleinen Spaziergang hatten sie sich nun aufgemacht uns abzufangen, damit wir uns nicht verpassten. Auch wenn wir jetzt erst mal einen kleineren Marsch zum nächsten Campingplatz hinter uns bringen mussten, war unsere Freude doch groß, dass der Plan funktioniert hatte. So entspannten wir jetzt die nächsten Tage am Meer, spielten Frisbee im Meer und sahen kurioses aus dem Meer steigen.

Hier verabschiedeten wie uns dann von Mike, der einer Verpflichtung folgend nicht weiter mitrailte, sondern allein gen Heimat fuhr. Mit Mister und Misses Hochdahl machten wir noch ein Wiedersehen in Amsterdam aus und unser Weg führte dann zu dritt weiter in die Bretagne über Quimper nach Guilvinec, wo der Onkel eines Mitreisenden auf dem Campingplatz weilte. Wir durften uns dazugesellen und genossen sichtlich den vorhandenen Kühlschrank und die Sitzgelegenheiten, beides Luxus auf Interrail. Zudem konnte ich hier zum ersten Mal einen Golfschläger in der Hand halten und mit diesem Gerät tüchtig auf einen kleinen wehrlosen Kunststoffball mit Dellen eindreschen. Der Campingplatz besaß eine Driving Range und der Onkel die Schläger. Ich durchfurchte die den Ball umgebende Grasfläche ordentlich bevor ich den kleinen Ball das erste Mal satt traf. Das war dann irgendwie ein Heidenspaß. Das Teil ging ab wie eine Rakete. Notiz an mich selbst: Nochmal Golf spielen!

In einem kleinen Laden in Guilvinec gab es neben den üblichen Souvenirs auch CDs mit bretonischer Musik. Hier scheint es eine geschichtliche Verquickung mit Schottland zu geben, denn „Pipes and Drums“ kannte ich bis dahin nur von berockten Insulanern. In dem Laden lief über die Lautsprecher ein Album der Bagad Brieg, einer bretonischen traditionellen Kapelle, und die fand ich irgendwie beeindruckend. Die CD wurde gekauft. Wobei ich heute zugeben muss, dass mir Dudelsäcke ab einer gewissen Spieldauer amtlich an den Nerven sägen….

Baghad Brieg – Ton simple Plinn