Story of my life #33

(Eigentlich sollte der Teil am Ende von #32 stehen, aber so bleibt Platz für ein zusätzliches Lied…)

Den kurzen letzten Abschnitt der Reise waren wir dann nur noch zu zweit. Von der südlichen Bretagne bummelten wir hoch in den Norden nach Roscoff mit dem Plan von dort auf die Île de Batz überzusetzen. In Roscoff angekommen buchten wir die nächste mögliche Überfahrt am Abend und hatten bis dahin noch Zeit etwas zum Essen aufzutreiben. Wir liefen in die Stadt und müssen irgendwie die Zeit vergessen haben, denn irgendwann fiel uns auf, dass die Fähre bald fuhr, wir aber schon so weit gelaufen waren, dass wir das wohl nur schwer schaffen konnten. Was nun… Daumen raus! Und tatsächlich, ein Peugeot 205 hielt an. Zufälligerweise verstand der diesen PKW fahrende Kriegsveteran deutsch, was damit zusammenhing, dass er nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland stationiert war. Er brachte uns zum Hafen, wo wir rechtzeitig als einzige Fahrgäste ein kleines Motorboot bestiegen, welches uns den Kilometer rüber in den Hafen der Insel schipperte.

Die Insel ist hübsch, aber winzig, wir haben sie an einem Tag umlaufen und die restlichen Gäste in der Jugendherberge, wo wir unser Zelt aufbauen durften, waren allesamt merkwürdige, aber liebenswerte Zeitgenossen. Wir passten also ganz gut dahin. Nachts wurden wir im Zelt schlummernd von einem mysteriös skurrilen Rupfgeräusch geweckt, als würde jemand das Futter aus dem Schlafsack rupfen. Da wir auf einem freien Feld übernachteten, rührte das wohl von einer grasenden Kuh oder Ziege her. Wir waren aber zu faul, um der Sache auf den Grund zu gehen und schliefen einfach weiter.

Nach 2 Tagen wieder auf dem Festland angelangt steuerten wir noch Amsterdam an, wo wir Les Düsseldorfers zum 3. Mal trafen. Eine kleine Runde in der nahen Umgebung des Hauptbahnhofs später hieß es aber wieder „Adieu“ und wir bestiegen einen Zug Richtung deutsch – niederländischer Grenze, also nach Hause. Im Bahnhof enterte ich noch einen Plattenladen und griff die an diesem Tag erschienene neue Levellers CD „Zeitgeist“ ab, die mit „Men-An-Tol“ eines ihrer besten Stücke enthält. Auf dieses Stück freute ich mich letzten Herbst wie Bolle, sie hatten es laut setlist Info im Netz auf allen vorherigen Konzerten gespielt. Warum in Frankfurt nicht, wer weiß, ich war not amused.

P.S.
Ich bin die letzten Teile der „Story of my life“ eigentlich etwas vom grundlegenden Konzept abgewichen, da weniger der Dreiklang aus Musik, Erinnerung und Emotion die Geschichte trägt, sondern eigentlich ein Reisebericht dabei rausgekommen ist. Erstaunlicherweise ist diese Reise aber irgendwie überlebensgroß in den Erinnerungen. Auf eine gewisse Art ein Roadtrip, der durch die vielen kleinen Dinge, die man auf so einer improvisierten Tour mitbekommt, zu einer Sensation wird. Der Text von „Men-An-Tol“ handelt nun zufällig von jemanden der die Megalithformation „Mên-an-Tol“ in Cornwall besucht und über sich, die Zivilisation und das verlorene Wissen vergangener Zeiten sinniert – irgendwie doch auch immer Thema eines Roadtrip, der einem beim Zurücklegen langer Strecken gerne Zeit gibt, über Gott und die Welt nachzudenken. Ich habe das jedenfalls getan….

Ich weiß nicht, ob Interrail bei den jungen Erwachsenen immer noch ein Thema ist, aber es gibt Interrail noch und ich hoffe, es wird gern genutzt. Wenn die Ansprüche nicht hoch sind lässt sich so ein ganz spezieller Blick auf Europa werfen. Für mich geht es ab hier in Gedanken schon volley weiter mit der Verabschiedung vom Kinderzimmer und dem ersten von so vielen Umzügen in meinem Leben….

P.P.S.
Ich hatte erst überlegt, ob jeder Interpret nur einmal vorkommen darf, das funktioniert aber nicht, da wichtige Erinnerungen auch verknüpft sein können mit unterschiedlichen Liedern des gleichen Künstlers, so freue ich mich schon jetzt darauf, weitere Geschichten in Verbindung mit TOOL, The Gathering etc. zu schreiben.

The Levellers – Men-An-Tol