Story of my life #43

Weiter geht’s…

Die Arbeit auf der Burg brachte es als Annehmlichkeit mit, dass ich als Zivi Zugriff auf den Burg eigenen VW-Bulli hatte. Dem T3 Transporter dunkelblau fehlte die mittlere Sitzbank, um hier zum Beispiel die Altpapiertonne einladen zu können, die dann am Wertstoffhof geleert werden konnte. Am Wochenende oder abends, wenn kein Betrieb auf der Burg war, durfte ich die Knatterkiste privat nutzen und machte von dieser Möglichkeit auch regelmäßig gebrauch, da sich ein Teil meines Lebensmittelpunktes von Borken-Gemen an den Gemenweg nach Münster verschoben hatte. Hier wohnte zum einen eine junge Dame, die wiederkehrend besucht werden wollte und zum anderen befand sich in der gleichen Straße eine WG, wo Freunde von mir wohnten. Zufälle gibt’s ?!

Die Touren nach Münster waren im Frühsommer dann irgendwann vorbei (ich verweise an dieser Stelle auf den Refrain des Liedes aus Story #39) und ich hang irgendwie in der Luft. Der Sommer auf der Burg ist nicht besonders ereignisreich und so zog sich die Zeit wie ein Kaugummi. Ich war froh um jede Ablenkung, die sich dann am Wochenende ergab. Die Idee mit der Umwelttechnik war mit einem mal ebenfalls vom Tisch und ich dachte über ein Architekturstudium an der FH Münster nach. Hmmmm…. Zulassungsbedingung war die Einreichung einer Bewerbungsmappe mit aussagekräftigen „Werken meines künstlerischen Schaffens“ der letzten 3 Jahre. Sowas besaß ich nicht. Meine künstlerischen Möglichkeiten beschränkten sich zu der Zeit auf das Nachmalen von schnörkeligen Bandlogos. Das nach meiner Meinung schönste Bild, dass ich bis dahin je gemalt hatte, war die Rastervergrößerung des Computerspielwerbebildes von „Mr. Heli“ in der 10. Klasse im Kunstunterricht. Keine guten Voraussetzungen für ein künstlerisch anspruchsvolles Architekturstudium…

Sackgasse!

Neue Zielkoordinaten gab es dann unverhofft in Form einer Geburtstagsfeier, zu der ich wahrscheinlich nicht mal wirklich eingeladen war. Die Schwester einer Stufenkameradin feierte ihren 18. Geburtstag auf einer Wiese hinter einem Wald an der Straße zwischen Billerbeck und Nottuln. Ja, genau da! Es wussten alle Möglichen Leute von dieser Party, da die junge Dame recht beliebt und bekannt war. So wussten eigentlich ALLE davon. Ich tuckerte also mit dem T3 gen Feier und traf dort Bekannte und Freunde von überall her, die sich hier einfanden. Darunter waren auch die Mitglieder diverser Bands und somit auch jener Schlagzeuger, der mir einst das Zählen von Takten beibrachte, und wegen dem ich bis heute ein großer Genesis Fan bin. Wohl, weil alle Zivis zu dieser Zeit über ihr weiteres Dasein nachdachten, ergaben sich hier recht schnell entsprechende Gesprächsthemen. … „…und, was hast du vor, wo schreibst du dich ein, echt, ich dachte du wolltest immer dies und das, ach ja, macht Sinn,… etc pp.“

Ich konnte irgendwie gar nichts sagen, weil ich es einfach nicht wusste und da kam es zum folgenreichen Smalltalk mit eben Sebastian. Da er ein Jahr früher als ich Abi gemacht hatte, war er bereits Student und schwärmte mir von Aachen vor. Wie toll das da ist, wie viele Studenten es da gibt, wie renommiert das Studium an der altehrwürdigen RWTH zu Aachen ist, das man das mit etwas Eigeninitiative alles gut schaffen kann, dass man bestimmt auch ne coole günstige Bude fände, er kenne da schon Leute, wie großartig die Parties wären…. Zudem studierte er Bauingenieurwesen und das war von meinem einstigen Plan „Umwelttechnik“ quasi die Reinform. Ein Feuer war entfacht und ich nehme es mal vorweg: Es war alsbald entschieden, dass ich ihm nach Aachen folgen würde. Eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

An dem besagten Abend jedenfalls musste ich den Bulli noch wieder nach Borken fahren und nahm so viele Leute mit, wie in den Bulli passten, und da alle außer mir die Feier auch zu Trinken genutzt hatten, wurde die Rückfahrt auch noch denkwürdig, da die Passagier im Fond des Bulli spaßeshalber die Schiebetür aufließen und sich dem Thrill, bei engen Kurven Richtung offener Tür gezogen zu werden, hingaben. Zur allgemeinen Belustigung trug bei, dass bei engen Kurvenfahrten auch alles sonstige Gepäck den Fliehkräften folgten und so die Tasche eines Passagiers im Hohen Bogen aus der Tür hinaus flog…. Was waren wir verwegen…

Soundtrack hierzu: keine Ahnung. Was aber in meinem Kopf dröhnt, wenn ich an die Protagonisten und das Geburtstagskind denke, ist die Zeile „“You Know We Aren’t Meant To Exist In The Outside World“ aus dem höchst empfehlenswerten Film zum Manga Akira. Und auch hier schließt sich wieder ein Kreis zu meinem Bruder, der dieses Manga abfeierte. Dass diese Zeile aus dem Film Akira stammt wusste ich damals nicht, das habe ich erst gemerkt, als ich ihn Jahre später mal auf DVD kaufte. Es war die sich wiederholende Textzeile eines Technostücks, dass ich auf der Heimfahrt aus Coesfeld ein paar Wochen zuvor mit eben jenem Geburtstagskind in einem vollbesetzten Auto in Dauerschleife beschunkelt habe. Deshalb kommt mir dieses Stück eben auch zu diesem schicksalshaften Abend in den Sinn.

Aachen, ich komme!

Sunbeam – Outside World