Story of my life #47

Bevor das der Umzug nach Aachen vollzogen werden konnte – ich wollte einen Tag vor Semesterbeginn meine Zelte in Aachen aufschlage – ergab sich noch ein Wiedersehen in NRWs Capital. Für ein Spiel der Fortuna (gegen wen ist mir gerade mal entfallen aber kann ich rekonstruieren: Borussia Mönchengladbach) verabredeten wir uns in D-Dorf mit dem uns bekannten Pärchen aus dem Interrail-Urlaub 1995. Der Kontakt war in dem Jahr nicht abgerissen und wir vereinbarten ein Treffen zunächst in Hochdahl, von wo aus wir dann weiterfahren wollten. Die versammelte Interrailtruppe 1995 wohnte zu der Zeit schon in Münster, wo die anderen drei beabsichtigten zu studieren und der Plan war mit dem Zug von dort nach Düsseldorf Hauptbahnhof zu fahren, um von da weiter zu starten.

Ich musste von Billerbeck erst mal nach Münster und auf dem Weg in die Stadt kam man damals an einem gut sortierten Plattenladen vorbei. Elpi war sein Name. Ich war schon seit einiger Zeit voller Vorfreude, da am 17.09.1996 ein Überwerk der Musikgeschichte erschienen war, das ich beabsichtigte an diesem Wochenende zu erstehen. Die Musikpresse überschlug sich bereits in den Rezensionen und Vorankündigungen und steigerte die freudige Erwartung ins unermessliche. Straffen Schrittes marschierte ich die etwa 300 Meter vom Zug bis in den Laden, steuerte zielstrebig die Alternative/Metal Abteilung an und fand das Album nicht. Das hatte aber seinen Grund, den ich daraufhin erfuhr, als ich an der Theke den Verkäufer anquatschte und fragte, wo denn nun das neue TOOL-Album zu finden sei. Er drückte mir daraufhin grinsend eine Art Special Edition des Albums „Aenima“ in die Hand (die Erstausgabe), die ich daraufhin staunend in der Hand hielt. Die Kapelle hatte sich sichtlich Mühe gegeben und ein Wackelcover mit sich bewegenden verstörenden Bildern entworfen, die man tauschen konnte, da im Booklet mehrere Seiten für dieses Gimmick geeignet waren. Die 3 Mark extra bezahlte ich gern, nur anhören konnte ich sie noch nicht…. Einen portablen CD-Player besaß ich nicht. Für mich war die Platte ein Grower, das erste unkonzentrierte Anhören später zündete nicht direkt, aber da ich die Platte noch für eine spätere Geschichte brauche, macht das an dieser Stelle nichts. Zumindest kann ich in dieser Geschichte somit über das Erscheinungsdatum des Albums das Wochenende erraten ?.

Der Tag in Düsseldorf war lustig, aber das Spiel verlor BMG leider, was die Düsseldorfer natürlich nicht störte. Je länger ich darüber nachdenke glaube ich sogar, dass wir zwei Tage in Düsseldorf waren; denn irgendwie erscheint vor meinem inneren Auge zum einen eine Szenerie aus der Düsseldorfer Altstadt (ein Mann mit Schnauzer am Nebentisch trägt ein OB am Ohr) und ein Besuch der Disko JWD (JanzWeitDraußen), die ihrem Namen alle Ehre machte. Wie dem auch sei, ein großartiges Wochenende ging auch irgendwann zu Ende und ein oder zwei Wochen später machte ich dann schließlich rüber in die Kaiserstadt.

Meine Habseligkeiten passten wie ich feststellte, immer noch in den Kofferraum des Toyota Carina. Es waren auch, bis auf eine stattliche Anzahl CDs samt Ständer, nicht wirklich viele Anschaffungen dazugekommen seit dem Umzug nach Gemen. Die Ständer waren diese unfassbar sperrigen Säulen aus schwarz lackiertem Blech, im rechten Winkel gebogen und mit Schlitzen für Einzel- und Doppel-CDs versehen, mit Platz für etwa 60 CDs. Ich besaß 2 davon. Außerdem nahm ich noch meinen alten Kinderschreibtisch, einen Klappliegestuhl in gepolsterter Ausführung und das ganze HiFi-Gelumps mit. Bumms, Kombi voll und ab dafür.
In Aachen angekommen, wollte das alles noch in den dritten Stock getragen werden, wo sich mein neues Heim für die nächste Zeit befand. Das Zimmer war teilmöbliert, besaß also ein Bett und einen Kleiderschrank und ein eigenes Waschbecken, das mit einem grau-braunen Vorhang in einer Nische versteckt wurde. Die Wohnung hatte insgesamt drei Zimmer, eine winzige Küche und ein Badezimmer, dass auf etwa 4 m² Waschbecken Dusche, Klo und Waschmaschine beherbergte. Die Waschmaschine war Verbindungsgemeinschaftseigentum, was bedeutete, dass diese zugänglich sein musste und der Schlüssel zu der Wohnung nicht nur in den Händen der Bewohner war. Apropos Bewohner. Als ich einzog wohnte bereits ein Holländer in einem der anderen Zimmer, den ich aber absurderweise während des nächsten halben Jahres nur ein Mal zu Gesicht bekam. Das dritte Zimmer wurde, soweit ich mich erinnere nicht als Wohnraum genutzt, zumindest erinnere ich mich an keinen Bewohner.Das Telefon war, mit einem langen Kabel versehen, im Flur der Wohnung, der gleichzeitig Esszimmer war, angebracht, Hier musste man noch zur korrekten Abrechnung in eine Liste die Telefonierzeiten eintragen. Das Ganze war insgesamt eher zweckmäßig als schön und für mich OK.

Als ich dann am Tag meines Umzugs abends allein gelassen wurde und meine Eltern gen Heimat fuhren stellte sich eine merkwürdige Stimmung bei mir ein. So richtig happy war ich nicht, kannte kaum jemanden in der Stadt und so ein leises Gefühl von Unsicherheit machte sich in mir breit. Dagegen hilft nur eins, und zwar laute Musik. Also schnell die Anlage verkabelt und was Passendes aus dem Fundus gezogen. Dass ich mittlerweile auf guten Klang einer Anlage stand hatte ich bereits erwähnt und gut klingende Wehmut war im melancholisch geprägten Repertoire reichlich vorhanden. Auf der Burg hatte ich durch eine befreundete Teamerin eine Band entdeckt, die für den Titelsong einer BBC-Serie verantwortlich war, die 10 Jahre zuvor im ZDF lief und die ich sensationell fand: Robin Hood. Die Band heißt Clannad und auf der Best of, die ich mir damals zugelegt hatte fand sich auch das folgende Stück, dass laut gehört erst die volle Wirkung entfaltet.

Clannad – Coinleach Glas an Fhómhair