Story of my life #51

Der Jahreswechsel 1996/1997 war gleichzeitig in vielerlei Hinsicht einschneidend.

Ich hatte mich wie gesagt schon ein wenig eingelebt, mich mit dem nötigsten versorgt und die ersten Hürden des Studiums genommen, neue Freunde kennengelernt mein erstes Steak selber zur Schuhsohle gebraten und Bitburger als ernstzunehmende Biermarke im Aachener Dreiklang aus Früh, Diebels und Bit erkannt.

Weihnachten wurde wie immer zuhause verbracht und nach gemütlichem Zusammensein im Kreis der Familie nach 10, als sich für meine Eltern eine gewisse Bettschwere einstellte, verließ ich noch mal das Haus, um Freunde zu treffen und im Schein eines Kaminfeuers noch reichlich Schlummertrunk zu vernichten. Ein Brauch, der die nächsten Jahre zu einer kleinen Tradition werden sollte und irgendwie genauso zum Weihnachtsfest gehörte, wie der Kirchbesuch (mit Tränchen bei Stille Nacht, die ich mir bei meiner Ma abguckte) und der Familienbesuch am 1. Feiertag. An jenem Abend war auch der erste ernstgemeinte Kontakt mit Whiskey schottischen Ursprungs. Die zuvor gestarteten Versuche, Whiskey zu trinken, endeten eigentlich immer mit der Ersäufung des billigen Bourbon in Cola. Anders ergab das Ganze für mich keinen Sinn. An jenem Heiligen Abend öffnete der mittlere Spross der besuchten Familie nun eine Flasche Single Malt, die wohl von einer Reise mitgebracht worden war. Ich bin mir nicht mehr sicher, welcher es war, aber es lag was rauchig torfiges in der Luft. Interessant. ? Hier war mein Interesse geweckt und über die Jahre stellte sich heraus, dass 16 Jahre alter Single Malt automatisch mit fast meditativer Ruhe und Besinnlichkeit verknüpft ist, anders als Blended Irish Whiskey, der, von einem amtlichen Kater gefolgt, für einen ordentlichen Partybeschleuniger herhalten darf.

Nach Weihnachten kam es dann zu einem kleinen Revival der Gemen-Crew. Der Ex-Burgkaplan, eine Burgteamerin und ein Co-Zivi besteigen einen VW Golf und wollen den Jahreswechsel zusammen in Freiburg begehen. Dieser spontane Trip musste, von Münster aus, einen Umweg über Aachen nehmen, da meine Habseligkeiten dort lagerten und ich nur für die Weihnachtstage ausgestattet war. So ritten wir (das war das Fahrgefühl, dass der Fahrer des Wagens durch den steten Wechsel von Gas und Bremse hervorrief) gen Baden Württemberg und verbrachten eine besinnliche Zeit dort, inklusive Messfeier zu viert. Das „einschneidende Erlebnis“ hier war der Entschluss meine schwindende Haarpracht auf eine modische Frisur einzukürzen. Der Zopf aus langen Haaren war zwischenzeitlich immer dünner geworden und die Gummis, die diesen zusammenhielten, immer kürzer. Zudem hatte ich mir auf einer Party eine Sträne abgeflämmt, die nun nicht mehr vom Gummi gehalten werden wollte. So kehrte die Truppe in Freiburg bei einem Coiffeur ein, der recht selbstverliebt schien und sich selbst „Almöi“ nannte und über Skihasen fabulierte. An der Schere war der Typ aber top, so dass ich mit einer ansehnlichen Frisur aus dem Salon geleitet wurde. Leider bekam ich, wie auch heute noch, die Frisur des Friseurs nie wieder genauso hin, weil ich deren Kombi aus Föhntechnik und Stylingprodukt nicht beherrsche. Nur ein Friseur kann, was ein Friseur kann… Aber ein großer Spaß war es für die Sylvestertour allemal.

An dieser Stelle muss ich jetzt eine CD nennen, die mir in guter Absicht der Burgkaplan zum Geburtstag Geschenkt hatte. Die Auswahl traf er wohl, weil ich stolz Bandshirts der Levellers trug, die man wohl im Musikladen grob unter Folkrock einsortieren würde. Und dann waren da ja noch Clannad, die mich mit folkloristischer Musik von der Insel bekannt gemacht hatten. Im gleichen Genre tummeln sich aber auch etwas weniger alternative Protagonisten, die aber ebenfalls eine erhebliche Fanbase haben. So bekam ich von ihm eine CD von Runrig geschenkt, die ich nie wirklich vollständig gehört habe. Ein Lied darauf jedoch blieb hängen und schaffte es immer wieder in den Player oder von mir erstellte Sampler. Ich verbinde irgendwie Fernweh mit dem Sound und vor allem der Gitarrenmelodie und dem Dudelsacktune.

Runrig – Nothing Like The Sun