Story of my life #52

Finally! Die Huldigung!

Ich hatte eine Platte in #47 aufgeschoben, weil sie nicht direkt beim ersten Hören zündete, aber später noch wichtig werden sollte. Auf wie vielen Ebenen das der Fall sein und wie tief sich „Ænima“ in meinem Leben verwurzeln sollte, ist ziemlich erstaunlich. Eine Platte, die alte Freundschaften feierte, neue entstehen ließ, den Horizont erweitert, mein Tanzbein herausforderte und Kritiker über die Jahre davon überzeugte, eine der wichtigsten Rock (?) Platten des Jahrzehnts gehört zu haben.

Ich hörte die Platte immer wieder unterwegs und in meiner Wohnung und, in Erinnerung an das Konzert in Enschede, zögerte ich keine Sekunde eine Karte zu kaufen, als die Brüder sich für Februar (Semesterferien) anschickten die Live Music Hall in Köln mit einem Besuch zu adeln. Mit von der Partie war die drei viertel der Crew, die auch beim ersten Konzert dabei waren. Die Besucher aus Münster und Dortmund nächtigten bei mir und wir fuhren zusammen mit dem Zug nach Köln. Es war mein erstes Konzert in der Live-Music Hall und sollte nicht mein letztes sein. Ich mag die Location.

Das Konzert wurde eröffnet von Loadstar, die mir vor allem deshalb im Gedächtnis geblieben sind, da der WetterGitarrist diese Combo schätzte, aber wie das auch auf Konzerten von Slayer oder Maiden ist, die Vorband hat einen schweren Stand, denn die Leute sind „Die Hard“-Fans des Hauptacts und die Vorband bekommt maximal Höflichkeitsapplaus. Den hatten sich Loadstar aber redlich verdient. Spotify sei Dank habe ich da noch mal nachgehört. Die waren wirklich gut, aber nicht zeitlos.

Das Konzert selbst war dann der absolute Wahn! Schwarzlicht beleuchtet und bodygepaintet verpassten uns die vier Ausnahmekünstler schweißtreibende 120 Minuten musikalischer Vollkommenheit. Wir waren im Himmel! Hit an Hit und improvisierte Intros („3rd Eye“) verwöhnten das Publikum und brannten sich sowohl musikalisch als auch optisch ins Gedächtnis. Ziemlich durchgeschwitzt und ausgepowert stürzten wir uns dann in Aachen noch ins Nachtleben und durften offensive Balzrituale beobachten, die wir Landeier so nicht gewohnt waren. Wie gesagt, kommt der Bauer in die Stadt. Die Akklimatisation hatte noch nicht zu 100% stattgefunden.

Der nächste Baustein zum eigenen Kult um dieses Album lieferte eine Diskothek (sic!). Während die Anfangstage in Aachen von Studentenparties geprägt waren, landete ich immer wieder mal im B9, einem Tanzlokal in Aachens Innenstadt, wo vor allem donnerstags der gemeine Student zu ähnlicher Musik feierte, wie seiner Zeit donnerstags und samstags in der Fabrik. Ein dem aufmerksamen Leser bekannter Fell gerbender Studentenkollege wies mich aber irgendwann darauf hin, dass montags im besagten Club der Bär steppte und harte Musik gespielt würde, die mir gefallen könnte. So erfüllte sich auch hier dann eines Tages mein Schicksal, denn direkt beim ersten Besuch wurde ich mit einer musikalischen Vollbedienung belohnt. Nicht nur, dass durchweg Musik lief, die mir gefiel, die ich aber nicht unbedingt kannte, nein, es wurde auch noch dazu sehr hübsch getanzt. Ich weiß, freitags in der Fabrik ging das auch schon so los, aber die Atmosphäre in diesem um den Faktor 10 kleineren Laden war irgendwie mitreißender.

Zum festen Repertoire der DJs (DJ Manni lernte ich später noch näher kennen …) gehörte auch ein Kanon an TOOL-Songs. Zum Zeitpunkt des Konzerts waren das in meiner Erinnerung „Opiate“, „Sober“, „Stinkfist“, „Eulogy“ und „Fourty Six & 2“ und insbesondere das letzte zählt während der Zeit, wo ich dann regelmäßig im B9 aufschlug, zum Dauerbrenner, den auch ich gerne betanzte, wobei das zum rhythmischen Ratespiel im letzten Drittel führte und ich als mittlerweile um seine Matte beraubter Schwarzkittelträger entsprechend improvisiert aussah. Dazu muss ich dann, wie derzeit üblich, den Wendler zitieren: „Egal!“

Ganz spannend für mich ist im Nachhinein, dass heute, 24 Jahr später, ich die Platte im Zuge der Veröffentlichung der aktuellen Großtat der Gruppe noch mal neu entdecke, wenn ich auf youtube Millenials zusehe, wie sie das erste mal diese alte Scheibe hören und sich besonders auch mit den Texten beschäftigen. Die sind ziemlich sensationell und die Musik tatsächlich zeitlos.

TOOL – Fourty Six & 2