Story of my life #53

Das Studium nahm allmählich Fahrt auf und ich hatte inzwischen das erste Semester geregelt hinter mich gebracht und mit dem beginnenden Frühjahr standen auch neue Kurse an, die zu den „spannenderen“ gehören sollten.

Im ersten Semester gab es die ersten Aha Erlebnisse in den Hauptfächern etwa nach etwa 3-4 Wochen. Mathematik stellte sich nach anfänglicher Wiederholung des Allgemeinen Schulstoffs schnell auf ein herbes Tempo ein, wo insbesondere in den Übungen der Saal rappelvoll war, da hier der Vorlesungsstoff anhand von Aufgaben vorgerechnet wurde. Der Vortragende Herr Fleckenstein hatte es sich zur Aufgabe gemacht in 90 Minuten gefühlte 15 Tafeln vollzuschreiben, die sein anwesender HiWi, da es nur drei davon gab, immer wieder nass wischen musste und abzog, damit wieder Platz für mehr Zahlen und Variablen war. Notgedrungen konnte man also entweder Steno, oder man musste sich das Aufpassen und Mitschreiben teilen. Beides gleichzeitig war den meisten unmöglich. Ich habe lieber aufgepasst als mitgeschrieben und so war ich steter Gast im Copyshop.

Die Vorlesungen waren für Mathematik im Audimax, der für die Matheübungen dann auch voll besetzt war. Wie gewohnt legte ich meinen Weg dorthin zu Fuß zurück und ich wanderte so täglich quer durch das schöne Aachen, ob Regen oder Sonnenschein. Begleitet wurde ich dann bald von einem sehr speziellen Gerät. Ich war einer der Wenigen, die Gefallen an der MiniDisc Technik gefunden hatten. Ein Gerät, dass eine Kopie von einer CD herstellte auf einem erheblich kleineren und unempfindlichen Medium. Die MiniDisc steckte in einem Schutzgehäuse und war nur etwa ein viertel so groß wie eine CD. Dabei hatte man jeden Komfort, den man auch bei einer CD hatte. Titelsprung, Laufzeitanzeige, Shuffle oder Repeat -Wiedergabe. und es war eine digitale Kopie, ähnlich mp3, also ziemlich gut. Man brauchte keine Einmessung vornehmen bei einer Kopie, das ging über das optische Kabel alles automatisch. Der Player war zwar größer und schwerer als ein Kassettenwalkman, aber dafür war er auch gleichzeitig Recorder. So konnte ich mir häufig bei Freunden direkt eine Kopie beim Hören einer CD ziehen. Für mich nimmersatten Musikjunkie das passende Gadget. CDs zu kaufen war mir nur selten möglich, denn mein Bafög musste für den Monat reichen und da waren keine großen Sprünge drin. Das recht kostspielige Gerät (Sony MZ-R 30) hatte ich damals von der zweiten Hälfte meiner Abfindung gekauft und war mit dem Teil lange Zeit verwachsen.

Da man so auch prima eigene Sampler herstellen konnte ergaben sich als einer der ersten eine Zusammenstellung von Liedern des Ex-Gatten und Erzeugers mehrerer Klum-Sprösslinge. Ich glaube, die kamen aus dem Umkreis meines Säbel (Florett?, Degen?) schwingenden Kommilitonen und Freundes, den ich insgeheim um sein ExotenHobby beneidete (und nicht nur darum ? ). Wir verbrachten regelmäßig Zeit miteinander und hatten eine Menge Feierspaß. Er war ein großer Foreigner Fan, aber das störte mich nicht. Dabei wohnte er in einer eher dubiosen Ecke von Aachen, was ich aber damals gar nicht so empfand. So nehme ich das hier zum Anlass alte Freunde zu grüßen, für die schöne Zeit zu Danken und den Soundtrack dazu von Seal spielen zu lassen! In meinem Kopf latsche ich dabei, bekopfhörert durch den West-Bahnhof Tunnel….

Seal – Crazy