Story of my life #54

Wir schreiben das Jahr 1998. Es folgt der Teil, der einen Teilnerd in mir begründet.

Ich erinnerte mich an die Zeit, in der ich zu Besuch auf dem 386er DOS-Spiele spielte. Das war mittlerweile schon 5 Jahre her. Im Computerbereich eine Ewigkeit. Im obersten Stock des Wohnheims und im Stockwerk über mir wohnten zwei Computerbesitzer, die recht viel mit dem Gerät anzufangen wussten. Da wurden munter Netzwerke aufgebaut, Telnet im Linuxbereich (gab es damals wohl auch schon…) genutzt und zudem Rechner selber konfiguriert. Wir verbrachten viele Abende zusammen und spielten Skat, was ich durch sie lernte.

Nach und nach und auch, weil es hier und da auch im Studium nützlich zu sein schien, reifte in mir der Wunsch auch einen PC zu besitzen. Was hat man für ein solches Gerät zu investieren? Das war schnell ermittelt, da er selbst zusammengestellt werden und bei den ansässigen Teilehändlern erstanden werden sollte. Es war klar, dass es sinnvoll seien würde, etwas mehr Geld zu investieren, weil auch die gängigen Spiele und Auto-Cad darauf laufen sollten. So stiefelte ich mit einer Liste von Bauteilen zum renommiertesten Shop, dessen Name mir leider entfallen ist („Cash & Carry“, Danke Thorsten!) und schlachtete mein Sparschwein nun endgültig. Die Teile für den Rechner summierten sich zu etwa 900 Mark und hinzu kam ein 17 Zoll Röhrenmonitor. Für die Interessierten, und ich weiß, es sind wenige, hier in Kürze die Details: Prozessor Pentium II mit 400 Mhz, 128 MB SD-RAM Speicher, eine ELSA Erazor 2 Grafikkarte mit dem RIVA TNT Chipsatz, ein CD Brenner ein ATX Gehäuse mit Cherry-Tastatur und Mouse, einer Ethernet Karte und einer Soundkarte von Soundblaster. Der Monitor war von Iiyama und ist bis heute das einzige Gerät, in dessen Anleitung bei einer bestimmten Fehlfunktion zu Behebung beherzte Schläge gegen das Gehäuse empfohlen wurden (!).

Die Komponenten wurden an einem Abend zusammengebaut und dann eine Version des damals aktuellen Windows 98 als Betriebssystem installiert. Das nahm viel Zeit in Anspruch und bis alle Komponenten mit Treibern versorgt waren und liefen waren gefühlte 3 Stunden vergangen. Der Mitbewohner, der das Ganze durchführte, war Elektrotechnik-Student und ein super lieber Kerl, der vor allem an der beigelegten Shutterbrille für 3D Gefallen fand, die aber nicht wirklich nutzbar war. Damals ein vollkommen neues und exotisches Feature. In Zukunft sollte noch seine Beziehung zu einer Spanierin für reichlich Unterhaltung sorgen.

Da stand das Gerät auf meinen Jugendzimmerschreibtisch und nahm etwa ein Drittel des Platzes ein. Was macht man jetzt damit? Wir erinnern uns. 1997. Das Internet war gerade in den ersten Zügen, Online Handel ging gerade los und amazon war erst 1998 in Deutschland engagiert als Buchhändler. Napster ging 1999 online und digitale Fotographie war noch experimentell. Soziale Netzwerke? Fehlanzeige. E-mails empfing man über die Uni und konnte den Server über ein 56 K (!!!) Modem erreichen, dass das Telefonnetz nutzte. Das Einwahlgeräusch kennt jeder noch, das Fiepen und Rauschen war Synonym für Internet. Somit blieben fürs erste die üblichen Anwendungen, wie Office, Auto-Cad und natürlich Spiele.

Parallel wurden Hausarbeiten für die Uni notwendig, von denen mir die Tuschezeichnungen für Konstruktive Gestaltung in bleibender Erinnerung geblieben sind. Da hatte man sich für teures Geld einen PC angeschafft und erledigte dann die Zeichnungen für Dachanschlussdetails und Dachquerschnitt von Hand mit eigens dafür angeschafften Stiften, die ich danach nie wieder brauchte. Vorgezeichnet wurde mit Bleistift, Korrekturen erfolgten mit der Klinge. Die Sessions zur Fertigstellung der Zeichnungen zogen sich bis tief in die Nacht und dabei durfte mir Alan Parsons Gesellschaft leisten.

Ich hatte inzwischen einen Faible für Progressive Rock der 70er entwickelt und da kommt man an diesem Meister nicht vorbei. Insbesondere liebe ich ihn heute für seine Leistung bei der Aufnahme zu Pink Floyds Dark Side of the Moon, deren Zugang mir damals aber noch nicht ganz gegeben war. Sein erstes Werk unter eigenem Namen ist aber ein bis heute von mir immer wieder gerne gehörtes Stück Musikgeschichte, dessen Opulenz heute kaum mehr zu finden ist. Gastmusiker, Orchester, Produktion, Songwriting… alles Top. Natürlich hört man sowas nur am Stück, aber exemplarisch muss hier Cask Of Amontillado herhalten, das von John Miles gesungen wird, der mit “Music” noch selbst zu Berühmtheit gelangen sollte (auch ein dermaßen geiler Song!!!)

The Alan Parsons Project – The Cask of Amontillado