Story of my life #55

Ich muss zugeben, dass sich in meinem Leben immer wieder Dinge eingeschlichen haben, die dann nach und nach zu einem Laster wurden. Da wäre als erste Obsession die für Süßwaren aller Art zu nennen. Wenn ich mich nicht an die ersten Comics (Spider Man gegen den Narrenkiller, den Geier und die Katze) erinnern würde, könnte ich mit Fug und Recht behaupten, mein gesamtes Taschengeld in Hans Riegel, Nestlé und Suchard investiert zu haben. Den Comic hatte ich damals an einem Sonntag nach dem Kirchgang, von dem ich meinem Vater eine Bild am Sonntag vom Zeitschriften- und Tabakladen am Dom, dessen Namen mir entfallen ist (ich habe „Knüppel“ im Kopf, aber das war wo anders, Reiling… ich geb’s auf), mitbringen sollte, erstanden und erinnere mich noch gut an die Werbung für Conan darauf und den wahnsinnigen Blick des Vigilanten (vom „Spidy Classic“ Zeichner John Romita Jr.). Leider ist der Comic verschollen, genau wie die anderen (mit dem Geier und der Katze). Ergebnis der exzessiven Begeisterung für Zucker war Karies in Milchzähnen und eine bis heute nachwirkende unterbewusste Abhängigkeit von dem Stoff, die ich heute einigermaßen im Griff habe. Für die Comic-Begeisterung musste das Portemonaie leiden.

Aus purer Langeweile heraus hatte ich damals im Burgkeller der Jugendburg meine erste selbstgedrehte Zigarette geraucht, weil gar nichts los war mit den Gästen, für die ich den Partykeller geöffnet hatte. Was soll ich sagen, anstatt ein gutes Buch zu lesen oder Weingläser zu polieren, nahm ich den rumliegenden Beutel Samson (rot) zur Hand und formte den ersten Glimmstengel von Hand. Ein kurzer Huster und ein kleiner Nikotinflash später, war die erste Kippe auch schon weginhaliert. Danach befand ich mich dann mit vielen Mitarbeitern und Freunden in guter Dampf-Gesellschaft und machte mir erst mal null Gedanken über die auch schon 1995 bekannten gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums. Damals war Rauchen gefühlt ziemlich breit akzeptiert und so hielt dieses miefige Laster auch in meinem Alltag Einzug. Mit der Zeit begann ich dann auf gefilterte Fertigexemplare umzusteigen und entwickelte zudem eine kleine Schnorrermentalität, was diese Droge anbelangte. Passionierte Raucher, die danach meinen Weg kreuzten, durften nicht unwesentlichen finanziellen Schaden durch das regelmäßige Erbetteln einer Kippe durch mich erlitten haben.

Damals war Rauchen auch noch überall erlaubt und deshalb handelte man sich bei einem Besuch des B9 neben einem Kater häufig auch noch einen Bonuskopfschmerz ein; durch das parallele Dauerrauchen und Berauchtwerden – von den stinkenden Klamotten brauch ich gar nicht erst zu reden.

Bei einigen Pflichtkursen, wie Geologie oder Statistik und auch den Highlights wie den Vermessungskundefeldübungen traf man immer wieder die gleichen Leute, die man aber sonst nicht traf, mit denen ich aber eine prima Zeit hatte. Namen von jenen sind nicht haften geblieben, aber zum Beispiel deren präferierte Zigarettensorte. Besonders einen Lederbejackten traf ich häufig und er versorgte mich mit wahren Sargnägeln. Camel. Für mich als Raucher von „light“(sic!) Zigaretten eine Herausforderung für Leib und Seele. Aber was soll‘s, waren sonst keine zu bekommen.
Die Feldübungen Vermessungskunde zählten mit zu den besten Dingen, die ich während des Studiums machen durfte, da man hier praktisch arbeiten durfte. Streckennivellement, Tachymetrie, GPS-Absteckung, Vermessung mit dem Theodoliten, alle diese Verfahren benutzen sehr anschauliche mathematische Grundprinzipien und selbst die dazugehörende Statistik zur Fehlerverteilung ergab Sinn (Statistik macht vielen ja heutzutage eher Angst, als dass sie für Verständnis sorgt). Für die folgenden 4-5 Jahre war ich also Suchtlappen und weil es so schön passt, eine Lieblings-Prog-Scheibe dazu!

Camel – Song Within A Song