Story of my life #57

„Revival“

Es gehört wohl zur Geschichte, dass sich Dinge wiederholen. Da gibt es immer mal wieder die scheinbare Notwendigkeit Krieg zu führen, Eiszeiten sollen ja auch in geologischer Dimension regelmäßig auftreten und auch das Erdmagnetfeld polt sich mitunter mal um. Lustigerweise fallen mir zuerst die katastrophalen Dinge ein. Das ist wohl den Zeiten geschuldet, in denen wir leben, in denen die schlechten Nachrichten grundsätzlich berichtenswerter erscheinen als die guten. Also will ich positive Ereignisse auch mal nennen. Der halleysche Komet verfehlt regelmäßig die Erde, Schalke wurde wiederholt kein deutscher Meister und natürlich geht immer wieder die Sonne auf.

Die Wochenenden in Aachen waren bis dahin (Mitte 1997) immer recht öde, da viele die Heimreise antraten, und auch ich war zum Ende des zweiten Semesters weiterhin stetiger Heimkehrer in die Heimat und wechselte dabei das Verkehrsmittel zwischen Bahn und Auto hin und her.

Die Bahn war dabei die kostspieligere Alternative, weil Aachen kein Semesterticket anbot und Option Sparpreis damals noch nicht existierte. Da traf es sich prima, dass ich nicht der einzige regelmäßige Heimkehrer aus Aachen in den Kreis Coesfeld war und eine Stufenkollegin und ihr älterer Bruder, der ebenfalls meine Schule besucht hatte und die auch beide Bauingenieurwesen studierten, freitags häufig nach Hause fuhren und für eine Zugabe zum Spritgeld dankbar waren. Ich musste dann nur noch den Weg von und zu der Nottulner Autobahnabfahrt nach Hause organisieren oder mich von dort direkt in das Nachtleben stürzen, was häufig über alte Seilschaften auch geschah.

Unglücklicherweise verballerte ich zu der Zeit das zweite Mechanik-Testat und damit meine Zugangsberechtigung zur Mechanik 1 Klausur. Der Beginn einer Hassliebe zu einem Fach, dass ich eigentlich ganz gerne machte. Studieren war unter Testosteron Über- und Serotonin Unterversorgung manchmal Nebensache, so dass ich manche Hals- über Kopf Entscheidung fast mit ernsten Konsequenzen bezahlte. Der für die Statistik-Übungen durch den Prof organisierte Hilfswissenschaftler ließ eines Freitags den Johnny Kontrolletti raushängen und notierte sich wegen meiner überstürzten und verfrühten Flucht aus der gääääähnend langweiligen Veranstaltung zur Fehlerverteilung und dem Chi Quadrat Test (dessen Sinn und Vorgang mir nicht mehr einfallen will ? ) meinen Namen und die Matrikelnummer, um die Übung dem Professor als durch mich nicht absolviert mitzuteilen. Die Folge wäre der Ausschluss von der Vermessungsklausur gewesen. Das konnte ich jedoch durch in den Staub Fallen vor dem Prof eine Woche später abwenden.

Mich hatte Amors spitzer, aber vergifteter Pfeil mal wieder (Revival, yeah) voll erwischt und ich war der vollen Überzeugung, die einzige Wahl, die ich hätte, diese Verletzung zu überleben, wäre, das venomnöse Geschoss der Versenderin zurückzubringen, und zwar postwendend. So eierte ich also aus des Würfel Armins Heimat zurück in die schwach bevölkerte und mit ÖPNV nur schwer zu erreichende tiefschwarze Pampas, nur um festzustellen, dass vor Ort bereits ein Krisengespräch anderer Art die Attentäterin beschäftigte. Da war nämlich auch ein BFF Verhältnis im Begriff zu zerbrechen und meine Nöte mussten vorerst hintenanstehen. Zumindest begab es sich so, dass sich an diesem Abend eine bereits bestehende Freundschaft nun durch dieses Zusammentreffen und im Groll über die gleiche Sirene ein Dauerthema erhielt. Gott sei Dank endete der Spuk für mich ab diesem Zeitpunkt und ich durfte mich endlich von dieser Last befreien.
Wie schon beim ersten emotionalen Tiefschlag dieses Kalibers aus der gleichen Mündung bahnte sich erneut ein touristisches Großereignis wie in #28 an. Eine zweite (Revival, again) Tour durch Europa per Zug in etwas anderer Zusammensetzung, für die jetzt auch entsprechend Zeit war (keine Mechanik Klausur hüstl), bahnte sich an.

Der Soundtrack wurde Mitte 1997 von 80er Jahre Metal Covern dominiert. Zum einen hatte Secret Discovery auf ihrem Album „Slave“ den Brickett-Frisen-Klassiker „Slave to the Rhythm“ von Bond Girl und Stilikone Grace Jones erhärtet, was ich ständig hörte und zum anderen hatte sich Felix Krull und Frau (Liv Kristin) sowie seine Mannen von Atrocity gleich ein ganzes Album zu eben den 80er Einflüssen in ihrer Musik veröffentlicht, dass ich trotz einiger käsiger Nummern mochte, gerade weil die Klassiker der 80er grundsätzlich bei mir schnell resonieren. Nummer eins auf der Platte ist ein sowieso schon härterer Song von Tears for Fears, der im Original natürlich besser ist, aber im metallisierten Gewand sehr gut funktioniert.

Atrocity – Shout