Story of my life #25

Ich muss mir jetzt mal die Freiheit nehmen und Musik ins Spiel bringen, die zur Erinnerung passt, aber nicht zur Zeit, mit der die Erinnerung verbunden ist.
In Billerbeck langweilte ich mich zu Abizeiten notorisch und so nahm ich jede Möglichkeit wahr, die Abende in Coesfeld, Osterwick oder sonst wo zu verbringen, unter anderem auch in der Billardhalle in Coesfeld, die es 1994 / 1995 und in den Jahren darauf direkt neben der größten Videothek in der Kreisstadt gab. Hier ließ es sich gemütlich quatschen und Billard ist dabei, ähnlich wie Dart oder Kicker, ein geselliger Zeitvertreib, wobei es sich bei Billard erheblich besser unterhalten lässt, als beim Kurbeln von Sturm oder Torwart.
Ich war wirklich oft da, mit immer anderen Leuten. Das bei SB Steiner sauer verdiente Geld wollte unter die Leute gebracht werden. Besser bin ich im Kugelstoßen dadurch aber nicht geworden. Zu bereden gab es indes damals

viel. Das Beziehungskarussel drehte sich und hatte dabei auch den einen oder anderen Richtungswechsel im Programm, das Abitur nebst den entsprechenden Prüfungen war selbstverständlich Thema und auch das, was danach kommen sollte. Gemustert waren wir und zu meinem Glück auch für tauglich befunden und deshalb wollten Verweigerungsbegründungen erdacht werden, die mich vor der Truppe bewahren sollten.
Die Anreise zu diesen Abenden musste, da in der Woche die Bus- und Zugverbindungen nach 20 Uhr quasi nicht vorhanden war, per Auto erfolgen und da ich selbst keins besaß, musste ich mir regelmäßig den Carina meiner Eltern leihen oder abgeholt werden, und da kommt ein Opel Vectra ins Spiel, der Träger der Erinnerung ist, die aber nicht zu 1994/1995 passen kann, da es die Platte da noch gar nicht gab.
Tobias kam eines abends mit der damals neuen David Bowie Scheibe an. Sie bediente sich an dem damals aktuellen Drum `n‘ Base Stil, der als Folge des Technobooms auch die populäre Musik bereicherte. Mir gefiel der Wechsel zwischen Hektik und Melodie ganz besonders. Dabei hatte ich David Bowie gar nicht mehr auf dem Schirm. In den 80ern liebte ich, wie schon erwähnt, die 12‘‘ von „When the wind blows“. Der Song war das Titellied zum Film gleichen Namens, der mich seiner Zeit ganz gehörig mitnahm. Ein Rentnerehepaar durchlebt die nukleare Apokalypse. Harter Stoff als Zeichentrickfilm vom Ende der 80er, passend zum kalten Krieg und Tschernobyl.
Was Herr Bowie aber danach veröffentlichte, querte irgendwie nicht mehr meinen Weg. Heute muss ich sagen, dass ich dem Mann zu Lebzeiten definitiv zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. In seiner Discographie befinden sich unzählige grandiose Songs und einig davon gehören wohl zum unsterblichen Kanon der gesamten Popkultur. Hinzu kommen die Coverversionen, die andere unsterblich gemacht haben. Insbesondere „The man who sold the world“ von Nirvanas MTV-unplugged Auftritt und die Astronautenversion von “Space oddity”.
Zu der Art Klassikern gehört “Earthlings“ definitiv nicht, aber eben diese Platte ist untrennbar mit Opel Vectra Touren durch den Kreis Coesfeld verbunden und somit auch mit den Billardabenden.

David Bowie – Telling Lies